Datenempfänger oder Dialogpartner?

Geschrieben am 22.05.2007

Es gilt stärker als je zuvor, diejenigen ausfindig zu machen, die sich so äußern, als müssten ihre Aussagen der Skepsis eines direkten Gegenübers Stand halten. Denn der kritische Dialogpartner ist die einzige wirksame Instanz zur Einschätzung und Überprüfung von Aussagen: Wirksamer als es Millionen von potentiellen Empfängern sind, die verstreut in der ganzen Welt über die digitalen Daten-Highways miteinander kommunizieren, behaupte ich. Sie können es einfach ablehnen zum Empfänger zu werden, sind in keiner Weise in einer wirklichen Konfrontation mit den dort vorbeischwebenden Botschaften. Und sie müssen nicht die Hürde übertreten, sich kritisch mit dem bisher Gesagten zu bestimmten Themen auseinanderzusetzen. Zum Sender einer Botschaft im Rahmen der neuen Kommunikationsmedien kann ich schon werden, ohne mich vorher in diesem Themengebiet auszukennen. In einer direkten, kommunikativen Situation hingegen, erhebe ich erst die eigene Stimme, wenn ich dem Gegenüber zugehört habe und mich mit seiner Aussage auseinander gesetzt habe, um dann etwas zu entgegnen. Damit die Fähigkeit miteinander zu sprechen – fachspezifisch und im Alltag – nicht nachlässt, brauchen wir von Zeit zu Zeit einen Menschen als Gegenüber und nicht einen Bildschirm. Das Alles hätte Euch auch einer sagen können, den Ihr persönlich kennt, wetten?

Wer hört zu, wenn alle sprechen?

Geschrieben am 15.05.2007

Nicht die Fähigkeit, sich verständlich äußern zu können, prägt sich in unserer Informationsgesellschaft stärker aus. Nur die Schwelle, die man überwinden muss, um zu kommunizieren, sinkt. Nicht nur, dass Absender und Empfänger einer Aussage zeitlich und räumlich voneinander weit entfernt sein können, häufig gibt es nicht einmal den Empfänger, an den eine Botschaft gerichtet wird.
Seit die Möglichkeit besteht, sich in Foren, Chatrooms oder auf Blogs zu den unterschiedlichsten Themen zu äußern, kommunizieren Menschen „ins Blaue hinein“. So wie ich in diesem Moment schreibe, ohne zu wissen, wer jemals diese Zeilen lesen wird: Der Sender hat nur ein unscharfes Bild vom Adressaten seiner Aussage. Er versetzt sich nicht in dessen Situation, um sich vorzustellen, in welcher Form seine Aussage den Adressaten erreichen könnte. Vielmehr erhofft er sich oder erwartet sogar, dass das Interesse bei den potentiellen Lesern ausgeprägt genug ist, um die Botschaft im Internet zu suchen und zu finden. Doch die Aufgabe, wegweisende Orientierung zu geben, überfordert das Medium Internet, trotz ausgeklügelter Suchfunktionen. Also sprecht Euch alle aus - nur glaubt nicht, dass man Euch eher zuhört, als Ihr den Anderen.