22. Mai 2008

Ideen und so

von Nicolas Kittner

Nach dem (in Bloggerkreisen) mit viel Tamtam inszenierten Launch von Tchibo-Ideas sind ja auch bestehende Portale mit ganz ähnlichen Konzepten ins Zentrum der Betrachtung gerückt, allen voran bonspin.

Grundsätzlich stellt sich natürlich bei allen Portalen dieser Art die Frage, wie man mit den Ideen anderer Leute umgeht. Das AAL-Prinzip ist ja hinlänglich bekannt und wird ja gerne bis zum Äußersten ausgereizt - meist ohne Bezahlung für die Inhalte der Community. Bonspin vergibt Punkte, die man sich in Produkten oder barer Münze auszahlen lassen kann. Das ist gut und fair, aber dennoch glaube ich nicht, dass dies der entscheidende Faktor ist.

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Communities leben von der Partizipation und Aktivität ihrer Mitglieder, erfolgreiche Netzwerke sind immer Paradebeispiele für virale Verbreitungen. Sie werden nicht durch Werbung, sondern durch Weiterempfehlungen, durch virale Beziehungen (mehr dazu bei Martin Oetting) groß. Bei YouTube, Facebook oder StudiVZ bekommt kein User Geld, trotzdem sind diese Seiten durch Mundpropaganda groß geworden. Bezahlung kann also nicht der entscheidende Faktor sein. Vielmehr sind es nicht-monetäre Anreize wie sie auch in sozialen Strukturen außerhalb des Webs bestehen: Anerkennung, Identifikation & Abgrenzung, Neugierde & Voyeurismus, Dialog (positiv und negativ), Selbstdarstellung. Die Belohnung sollte also nicht primär Geld sein, sondern diesen typischen sozialen Bedürfnissen gerecht werden.

Was heißt das nun für bonspin.de? Die Idee ist erstmal spannend: die Community bearbeitet Aufgabenstellungen und liefert neue Ideen für die Probleme der Auftraggeber. Die Seite ist gut gemacht und es gibt einige spannende Projekte, an denen man sich beteiligen kann. Aber wenn ich meine Ideen in ein solches Portal einbringe, möchte ich auch eine Gegenleistung. Und die sollte sein:
- Anerkennung aus der Community (z.B. über Kommentare und Bewertungen)
- Identifikation durch Zugehörigkeit zu einem exklusiven Kreis
- Selbstdarstellung und Präsentation durch meine Ideen und mein Portfolio
- Referenzen durch Projekte mit namhaften Unternehmen oder Agenturen
- Kontakte zu möglichen Auftraggebern
Wenn mir bonspin das bieten kann, dann stelle ich meine Arbeitskraft gerne zur Verfügung. Und für Studenten ist diese Idee natürlich noch reizvoller. Sie haben die Möglichkeit ihre kreative Kompetenz öffentlich darzustellen und gleichzeitig Erfahrungen und Referenzen sammeln.

Diese Authentizität und glaubwürdige Identität ist sowohl Potential als auch Vorteil für kleinere Portale wie bonspin.de. Ein großer Konzern wird diese Glaubwürdigkeit kaum erreichen können, immer wird man das Gefühl haben, dass die Ideen sofort in großes Geld verwandelt werden und der Ideenlieferant davon nur einen Bruchteil (wenn überhaupt) sieht. Aber bonspin.de kann sich als Kreativcommunity positionieren, die fair mit den Ideen ihrer Teilnehmer umgeht.

Übrigens: die Freunde von ZWOGEE arbeiten für bonspin.de.